Was sind eigentlich Referenzdaten? Überlegungen zur Beurteilung von biomechanischer Messung und Referenzdatenkonzepten bei Patienten mit chronischen Rückenbeschwerden

 
Wulfram Harter


Überlegungen zur Beurteilung von biomechanischer Messung und Referenzdatenkonzepten bei Patienten mit chronischen Rückenbeschwerden

Allgemeine Vorbemerkung- Notwendigkeit und Zweck


In der aktiven Behandlung von Patienten mit chronifizierten Rückenbeschwerden hat in den letzten Jahrzehnten zunehmend die Messung der Kraft der wirbelsäulenstabilisierenden Muskulatur Eingang gefunden. Hier sind eine ganze Reihe von Therapie-/ Geschäftskonzepten entstanden, welche –zu therapeutischen Zwecken- auf die systematische Beurteilung dieser Kraftmessungen basieren. Häufig werden die individuell erhobenen Daten mit anderen Messwerten als Stichprobenparametern, im Sinne eines Populationsvergleichs verglichen und hieraus Therapieangebote entwickelt.

In dieser Arbeit soll -nicht zuletzt unter medizin-ethischen Gesichtspunkten- die Einbeziehung ordentlichen Messungen/ Meßsystemen nach naturwissenschaftlichen Kriterien in die Diagnose (griechisch διάγνωση, diágnose: Unterscheidung, Entscheidung, Erkenntnis) auf der Basis von Referenzdaten aus der medizinischen Trainingstherapie geklärt werden. Damit soll diese Arbeit einen Beitrag für Entscheidungsträger zur Beurteilung solcher therapeutischer Strategien im Gesundheitssystem leisten.

Sinn und Zweck eines ordentlichen Referenzdatenkonzepts soll die Entscheidungshilfe in der Diagnose sein. Ein individuelles spezifisches (gemessenes) Merkmal eines Patienten wird im Vergleich zu einer repräsentativen Gesamtheit betrachtet. Mit diesem Vergleich und der anzunehmenden Ätiologie der Ursachen für eine gegebene individuelle krankheitsrelevante Abweichung sollen in der Beurteilung derselben Abweichung Schlüsse auf die Therapienotwendigkeit gezogen werden können. Dies hat weit reichende wissenschaftlich/ medizinische und ökonomische Relevanz. Das bedeutet

  • zum Einen, dass der behandelnden Arzt valide Informationen aus Messungen zur Beurteilung einer gesundheitlichen Störung oder eines organischen Schadens erhält, diese in seine Differentialdiagnostik einbezieht und hieraus Behandlungs-/ Therapieempfehlungen unter nosologischen Gesichtspunkten ableitet,
  • zum Anderen, dass die Erfüllung des rekonditionierenden aktiven Therapieauftrags wieder ökonomische Konsequenzen (Kostenträger der Behandlung) für die Ressourcen des Gesundheitssystems nach sich zieht.

Kurze Betrachtung über das Wesen naturwissenschaftlich begründetes Messen und medizinische Relevanz


Die Kriterien einer Messung werden in der DIN 1319 1-4 geregelt. Sie regelt die
  • Grundbegriffe von Messungen (1319/1),
  • definiert die Messmittel in der Anwendung (1319/2) und
  • den Umgang mit Messunsicherheiten- fehlern und die Auswertung (1319/3/4)

Die Beobachtung eines Phänomens ist im Allgemeinen unvollständig, solang sie nicht zu einer quantitativen Information führt. [2].
...